Fakten
Einkaufsverhalten der Konsumenten
Der mit dem Einkaufsverhalten verbundene Energiebedarf ist zum Teil höher als der Energiebedarf aller anderen Aufwendungen für die Produktion, Verarbeitung, Verpackung und den Transport des Produktes zusammen. Kunden von Biomärkten verursachten im Schnitt für ihre Einkaufswege mehr als das Dreifache der Emissionen, die durch einenDurchschnittseinkäuferverursacht wurden. In den Untersuchungen wurde dies damit begründet, dass Bio-Kunden meist weniger einkaufen und längere Einkaufswege zurücklegen als Supermarkt-Kunden.
Ökologische versus konventionelle Landwirtschaft
Eine Studie zum Vergleich der Klimabilanzen von ökologisch und konventionell bewirtschafteten landwirtschaftlichen Unternehmen deckte sehr individuelle, betriebliche Ergebnisse auf. So waren die Unterschiede zwischen einzelnen ökologischen Betrieben oft größer als die Unterschiede zwischen ökologischen und konventionellen Höfen. Letztlich hing das Ergebnis von der Betriebsstruktur, der Bewirtschaftungsintensität sowie der Verfahrensgestaltung des einzelnen Betriebes ab und nicht davon, ob es sich um einen konventionellen oder Bio-Betrieb handelte. Auch andere Untersuchungen bestätigen, dass ein gut geführter konventioneller Betrieb alle Anforderungen einer nachhaltigen Wirtschaftsweise erfüllt.
Wenn man die Fläche als Vergleichsbasis zugrunde legt, erzeugt der Öko-Landbau zwar geringere CO2-Emissionen als der konventionelle Landbau, bezieht man die Emissionen jedoch auf das Produkt, nivellieren sich die Unterschiede. Grund ist das niedrigere Ertragsniveau. So erreichten die Getreideerträge des Öko-Landbaus im 11-jährigen Mittel nur knapp 46 % des Ertragsniveaus der konventionellen Bewirtschaftung. Das führt dazu, dass die produktbezogenen Emissionen der unterschiedlichen Landbauformen beim Pflanzenbau geringe bzw. keine Unterschiede aufweisen, während sich z.B. in der Milchproduktion Vorteile für die konventionelle Haltung ergaben.
Um die steigende Nachfrage nach Nahrungsmitteln zu decken, fordern Wissenschaftler eine weitere nachhaltige Intensivierung der Landwirtschaft. Würde man Deutschland auf eine ökologische Bewirtschaftung umstellen, könnten nur 50 % der Bevölkerung ernährt werden. Schon heute führt die steigende Nachfrage nach Bioprodukten zu steigenden Importen. Damit werden Drittländern Ressourcen in Form von Ackerland, Wasser und Energie entzogen.
Mischkost versus Pflanzenkost
Oft wird behauptet, dass eine vegetarische Ernährung mit geringeren Emissionen einhergeht und daher umweltfreundlicher ist. Dazu gibt es relativ wenige wissenschaftliche Untersuchungen. Eine Studie aus Frankreich kommt z.B. zu dem Ergebnis, dass eine Ernährung mit sehr viel Obst und Gemüse nicht automatisch am klimafreundlichsten abschneidet. Danach werden beim Anbau von beispielsweise 1 kg Gemüse nicht so viele Emissionen freigesetzt, wie bei der Produktion von 1 kg Fleisch. Bezogen auf die Nährstoffkonzentration sollen Mischköstler und Vegetarier bzgl. der Emissionen gleichauf liegen.
Recht deutlich werden die Unterschiede, wenn man einen Vergleich auf Basis einzelner Lebensmittel vornimmt. Bezogen auf die Nährstoffdichte schneidet ein Liter Milch dann z.B. günstiger ab als ein Liter Sojamilch.
Bedeutung des internationalen Agrarhandels
Die Europäische Union gehört zu den Weltregionen, die besonders viele Agrargüter exportiert und importiert. Durch internationalen Agrarhandel steht deutschen Verbrauchern eine Lebensmittelvielfalt zur Verfügung, die vor 50 Jahren undenkbar erschien. Ohne die Möglichkeit des Imports wäre die Verfügbarkeit und Vielfalt der Lebensmittel während des Jahres auf saisonale Produkte beschränkt. Die Mehrheit der Verbraucher will das nicht.Ein freier internationaler Handel ist ökologisch sinnvoll, wenn die Produktion oder der Anbau dort erfolgt, wo die günstigsten Produktionsbedingungen vorliegen. So ist Deutschland z.B. aufgrund seiner Wasser- und Futterversorgung sowie seiner hohen Produktionsstandards für die Tierhaltung prädestiniert. Mit dem Export veredelter Produkte schont Deutschland auch die Ressourcen der Importländer. Der globale Handel mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen soll allein im Jahr 2005 die für die Welternährung nötige globale Ackerfläche um etwa 82 Mio. Hektar reduziert haben. Seitdem ist der Handel weiter ausgedehnt worden. Kritiker des Trends zur Regionalisierung glauben sogar, dass
Lokalismus letztlich einen gesellschaftlichen Rückschritt in Subsistenzwirtschaft und Armutdarstellt, u.a. weil es agrarisch geprägte Volkswirtschaften vom Handel und damit von der Einkommenssicherung ausschließt.
Tierhaltung
43,6 % der Emissionen aus der deutschen Landwirtschaft stammen aus der Tierhaltung, 56,4 % aus dem Pflanzenbau. Die Produktion von Rindfleisch ist nach bisherigen Annahmen mit höheren Emissionen verbunden als die von Schweine- und Geflügelfleisch: 82,8 % der Treibhausgase aus der hiesigen Tierhaltung entfallen danach auf die Rinderhaltung, 10 % auf die Schweinehaltung, und 0,5 % auf die Geflügelhaltung. Jedoch scheint die Methanproduktion der Rinder weniger am Klimawandel beteiligt zu sein, als bislang angenommen. Langzeitstudien belegen, dass die Methankonzentration der Atmosphäre während der vergangenen Jahrzehnte unverändert blieb und sich in der nördlichen Hemisphäre sogar leicht reduzierte.Schweinefleisch
Die Schweinefleischproduzenten arbeiten bereits seit Jahrzehnten daran, ihre Klimawirkung zu reduzieren. Trotzdem gehen die meisten Verbraucher davon aus, dass die moderne Fleischproduktion umweltschädlicher ist als die Produktion in früheren Zeiten. Kaum jemand weiß: Um die gleiche Menge an Fleisch zu erzeugen, werden heute bedeutend weniger Rohstoffe – wie z.B. Futter, Wasser, Fläche und Energie – benötigt als z.B. noch vor 35 Jahren. Auch die bei der Produktion anfallenden Stoffe wie Gülle, Methan und Stickstoff konnten im Laufe der Jahrzehnte deutlich reduziert werden. Gülle ist zudem ein wertvoller Wirtschaftsdünger.Unter ökologischen und ökonomischen Gesichtspunkten ist es daher vorteilhaft, die Fleischproduktion nachhaltig zu intensivieren. Es konnte sogar wissenschaftlich nachgewiesen werden, dass Investitionen in eine effektivere und ressourcenschonendere Tierhaltung klimafreundlicher sein können als ein Verzicht auf tierische Produkte.
Die gesamte Wertschöpfungskette Schwein ist fortwährend bestrebt, ihre Auswirkungen auf das Klima zu verbessern. Dafür gibt es viele Ansatzpunkte. Die moderne Zucht verbessert die Futterverwertung der Tiere. Schweine, die bedarfsgerecht gefüttert werden, ihr Futter effektiv verwerten und schnell wachsen, schonen Ressourcen und das Klima. Der anfallende Wirtschaftsdünger ist wichtiger Rohstoff zur Energiegewinnung in Biogasanlagen und kann anschließend noch als Dünger genutzt werden. Die so gewonnene Energie ersetzt fossile Energieträger, senkt die Emissionen und spart jährlich den Einsatz von Mineraldünger im Wert von rd. 1 Mrd. Euro ein.
Landwirtschaft
Als einziger Wirtschaftsbereich leistet die Land- und Forstwirtschaft einen Beitrag zum Klimaschutz: Insgesamt bindet sie mehr CO2 als sie freisetzt. Weltweit werden der Landwirtschaft 18 % der Treibhausgas-Emissionen zugeschrieben. In der Europäischen Union sind es nur rund 10 %.Weltweite Arbeitsteilung notwendig und sinnvoll
In technischen Sektoren wird die internationale Arbeitsteilung meist akzeptiert, im Ernährungsbereich offenbar nicht. Die natürlichen Ressourcen für die landwirtschaftliche Produktion sind weltweit sehr unterschiedlich verteilt. Nicht zuletzt aus diesem Grund bestehen je nach Region Unterschiede zwischen Nahrungsmittelangebot und -nachfrage. Der internationale Agrarhandel ermöglicht es, Nahrungsmittel aus hochproduktiven Regionen in Länder mit unzureichendem Angebot zu exportieren. Der Welthandel mit Nahrungsmitteln spielt also eine zentrale Rolle bei der Sicherung der Welternährung. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund globaler Ressourcenknappheit sollten Nahrungsmittel dort produziert werden, wo die Ressourcen – wie z.B. Boden und Wasser – am effizientesten genutzt werden können. Ein starres Selbstversorgungsziel führt dazu, dass Ressourcen vergeudet werden. Globaler Handel mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen spart z.B. Ackerfläche, Wasser und Energie.Die Agrarexporte der EU sind weltweit bedeutsam
Durch ihre geographische Lage in den gemäßigten Breiten sind die Länder der EU – wie die meisten Industrieländer – gute Standorte für eine hochproduktive Landwirtschaft. In vielen Entwicklungsländern hingegen sind die agrarökologischen Bedingungen ungünstiger. Experten sind sich einig, dass das europäische und somit auch das deutsche Agribusiness aufgrund der günstigen Ausstattung mit Produktionsfaktoren eine wichtige Rolle für die globale Versorgungslage spielt oder spielen sollte. Mit jedem Prozentpunkt mehr an landwirtschaftlicher Produktivität in der EU können jährlich mehr als 10 Mio. Menschen ernährt, virtuelle Landimporte (durch Lebensmittelimporte) um rund 1,2 Mio. ha gesenkt und 220 Mio. t. CO2-Emissionen eingespart sowie bis zu 600.000 ha Regenwald erhalten werden.Probleme der Kleinbauern in den Entwicklungsländern
80 % aller hungernden Menschen leben im ländlichen Raum der Entwicklungsländer und sind daher extrem abhängig von der Landwirtschaft. Von diesen Hungernden sind 50 % Kleinbauern. Bei vielen reicht die Ernte gerade zur Deckung des eigenen Bedarfs aus. Ihnen gelingt es nicht, die Bevölkerung ausreichend mit Nahrungsmitten zu versorgen. Gründe dafür sind vor allem eine uneffektive Produktion mit niedrigen Erträgen, eine schlechte Marktanbindung sowie mangelhafte Ausbildung und Besitzverhältnisse. Zukünftig werden der Nahrungsmittel- und insbesondere der Fleischbedarf in den Entwicklungsländern aufgrund des großen Bevölkerungswachstums und der besonders in den Städten wachsenden Mittelschicht weiter stark ansteigen. Die FAO macht deutlich, dass die steigende Nachfrage jedoch nicht unbedingt den Kleinbauern zugutekommt, die in Subsistenzwirtschaft ein paar Kühe, Ziegen oder Schweine halten. Da auf den Märkten größere Mengen an Fleisch in gleichbleibender Qualität verlangt werden, haben größere Betriebe Vorteile. Dem landwirtschaftlichen Wachstum kommt in den Entwicklungsländern eine Schlüsselrolle für die Überwindung von Hunger und Armut zu.