Fleisch & Gesundheit
Fleischfreie Ernährung kann ein gesundheitliches Risiko für Kinder darstellen
Nach Meinung des Forschungsinstituts für Kinderernährung in Dortmund ist ein Fleischverzicht in den Phasen starken Wachstums, besonders in der zweiten Hälfte des ersten Lebensjahres und im Kleinkindalter ungünstig. Auch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit befürwortet die frühe Einführung von Fleisch und Fisch als Beikost in der Kinderernährung sowie den regelmäßigen Verzehr dieser Nahrungsmittel. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung und das NetzwerkGesund ins Leben – Netzwerk Junge Familiebewerten eine vegane Ernährung als ungeeignet, um Säuglinge, Kleinkinder und Kinder adäquat zu versorgen und Gesundheitsrisiken zu verhindern.
Fleisch ist Bestandteil einer ausgewogenen Ernährung
Im statistischen Durchschnitt isst ein Deutscher rund 60 kg Fleisch und Fleischwaren pro Jahr. In südeuropäischen Ländern, mit der als gesund gepriesenen mediterranen Ernährung, wird zum Teil weitaus mehr Fleisch gegessen – und dort ist die Lebenserwartung sogar noch höher als hierzulande. Es ist nachgewiesen, dass eine abwechslungsreiche Ernährung – die auch Fleisch beinhaltet – förderlich für die Gesundheit ist. Fleisch liefert wichtige lebensnotwendige Nährstoffe. Ein Schweineschnitzel besteht aus 75 % Wasser, 22 % Eiweiß, 2 % Fett sowie 1 % Vitaminen und Mineralstoffen.
Eiweiß: Das Eiweiß des Schweinefleisches ist hochwertig, es liefert die für den Körper lebensnotwendigen Aminosäuren in einem ausgewogenen Verhältnis und in gut verwertbarer Form. Eiweiß aus Pflanzen kann der Körper schlechter verwerten.
Fett: Schweinefleisch ist heute – dank moderner Züchtung und geänderter Zuschnitte – sehr fettarm. Das Fett besteht zu gut 60 % aus ungesättigten Fettsäuren, davon sind 18 % besonders hochwertige mehrfach ungesättigte Fettsäuren. Damit ist die Fettqualität günstiger als oft behauptet wird. Der Cholesteringehalt ist vergleichbar mit dem anderer Fleischarten.
Vitamine: Schweinefleisch ist besonders reich an B-Vitaminen, die für vielfältige Stoffwechselfunktionen benötigt werden. Studien deuten darauf hin, dass eine gute Vitamin-B-Versorgung das Risiko für Krankheiten, u.a. Schlaganfall und Krebs, senkt. Kaum ein anderes Lebensmittel enthält mehr Vitamin B1. Das Vitamin B12 kommt fast nur in tierischen Lebensmitteln vor. Auch die Gehalte an Folsäure – wichtig bei Zellteilung und Blutbildung sowie im Proteinstoffwechsel und Nervengewebe – und Niacin, das den Auf- und Abbau von Kohlenhydraten, Fettsäuren und Aminosäuren unterstütz, sind relativ hoch.
Mineralstoffe: Es ist vor allem der hohe Eisengehalt hervorzuheben. Eisen wird für die Bildung von Hämoglobin in den roten Blutkörperchen benötigt, die für den Sauerstofftransport im Körper zuständig sind. Es wird aus Fleisch zehnmal besser aufgenommen, als aus Pflanzen. Außerdem ist Fleisch reich an den Mineralstoffen Zink und Selen, die ebenfalls wichtige physiologische Funktionen ausüben.
Mangelerscheinungen bei Fleischverzicht
Etwa 2 % der Deutschen aßen im Jahr 2012 kein Fleisch und keine Wurstwaren. Vegetarierverbände vertreten die Auffassung, dass eine fleischfreie Ernährung gesünder ist oder sogar Zivilisationskrankheiten verhindern und therapieren kann. Bislang konnte allerdings keine wissenschaftlich fundierte Ernährungsstudie diese Wirkungen belegen.In einer rein pflanzlichen Ernährung können mehrere wichtige Nährstoffe fehlen, unzureichend vorhanden oder schlecht vom Körper verwertbar sein. Dies betrifft vor allem hochwertiges Eiweiß, sehr langkettige Omega-3-Fettsäuren, Eisen, Zink, Calcium und die Vitamine D und B12. Je mehr die Lebensmittelauswahl eingeschränkt wird, desto größer ist die Gefahr eines Nährstoffmangels. So kann eine vegetarische oder vegane Ernährung ungesund sein, wenn die Nährstoffe aus tierischen Produkten nicht anderweitig ersetzt werden. Zur Vorbeugung von Mangel- und Unterernährung empfiehlt die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen eine tägliche Aufnahme von mindestens 20 g tierischem Protein.
Fleischverzehr und Gesundheit – Forschungsergebnisse ohne Schlagzeilen
Forschungsergebnisse, die Zusammenhänge zwischen Fleischverzehr und erhöhten Krankheitsrisiken zeigen, finden häufig großes Gehör und schüren Angst bei den Verbrauchern. Allerdings gibt es auch zahlreiche Studien, die keine Zusammenhänge oder sogar positive gesundheitliche Auswirkungen festgestellt haben.Ein paar Beispiele:
Herzkrankheiten: Bislang galt der Konsum von tierischen gesättigten Fetten als Risikofaktor. Inzwischen haben mehrere Forschergruppen aus verschiedenen Ländern unabhängig voneinander eine Vielzahl von Studien ausgewertet. Keine Gruppe fand einen Zusammenhang zwischen dem Verzehr gesättigter Fettsäuren und dem Risiko für Herzkrankheiten.
Übergewicht: Australische Wissenschaftler kommen zu dem Ergebnis, dass der regelmäßige Verzehr von magerem Schweinefleisch einen positiven Einfluss auf die Körperzusammensetzung hat. In ihrer Studie mit übergewichtigen Personen reduzierte sich das Körpergewicht deutlich, weil vor allem Fettgewebe abgebaut wurde. Die große europäische EPIC-Studie fand hingegen keinen Zusammenhang zwischen dem Fettverzehr und dem Gewichtsverlauf über die Jahre. Die Autoren können daher nicht die Empfehlung einer fettarmen Ernährung zur Vorbeugung von Übergewicht unterstützen.
Sterberisiko: Ein Wissenschaftskonsortium aus acht asiatischen Ländern ging der Frage nach, ob der steigende Fleischverzehr Auswirkungen auf die Sterblichkeit hat. Die Auswertung ergab keinen Zusammenhang und deckte sich mit amerikanischen und europäischen Studien.
Kritik an Ernährungsstudien: Aus Zusammenhängen lassen sich keine Ursachen ableiten
Forscher der Harvard Universität analysierten die Daten von rund 120.000 Personen auf einen Zusammenhang zwischen Fleischverzehr und Sterblichkeit. Ein Ergebnis der Studie: Der Konsum einer zusätzlichen Portion roten Fleisches oder roter Fleischwaren täglich erhöhe das Sterberisiko um 13 bzw. 20 %.
Kritiker monierten, dass andere Gesundheitsrisiken nicht ausreichend berücksichtigt wurden. So sollen sich die Studienteilnehmer/-innen, die am meisten Fleisch verzehrten auch am wenigsten bewegt und mehr Kalorien zu sich genommen haben. Außerdem hätten diese Personen mehr geraucht und häufiger an hohem Blutdruck und Diabetes gelitten. Diese Faktoren können das Sterberisiko deutlich stärker beeinflusst haben, als der Fleischverzehr.
Die häufigste Kritik an Beobachtungsstudien ist, dass Korrelationen mit Ursachen verwechselt und trotzdem für Ernährungsempfehlungen missbraucht werden. Um aus Ernährungsstudien tatsächlich Ursachen ableiten zu können, sind i.d.R. randomisierte klinische Studien erforderlich. Und die sind teuer.Im Rahmen einer aktuellen Metastudie konnte keine klare Dosis-Wirkungsbeziehung zwischen dem Rotfleischverzehr und evtl. Gesundheitsrisiken festgestellt werden.