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Landwirte und evangelische Kirche im Dialog: Unser täglich Brot ist keine Selbstverständlichkeit

Kirche und Landwirtschaft erleben beide derzeit einschneidende Veränderungen. Bei der heutigen (1. November) Begegnung Kirche und Landwirtschaft in Steinhagen und Krummenhagen kamen 35 Landwirtinnen und Landwirte, Pastorinnen und Pastoren ins Gespräch über den herausfordernden Wandel im ländlichen Raum. Mit dabei: Tilman Jeremias, Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland und Karsten Trunk, Präsident des Bauernverbands MV. Die Begegnung findet traditionell im Umfeld des Landeserntedankfests statt. Das Treffen begann mit einer Andacht in der Dorfkirche Steinhagen und einer Predigt von Bischof Tilman Jeremias. Das benachbarte Dorf Krummenhagen hat bereits Prinz Charles bei einer seiner Deutschlandreisen besucht.


Bischof Jeremias: Nicht nur konsumieren, sondern wieder lernen, zu genießen
Der Bischof machte eine Bestandsaufnahme: Für Kirche wie für die Landwirtschaft ändern sich die Bedingungen gerade rasant. Wir als Kirche müssen aufgrund rapide sinkender Mitgliedszahlen liebgewonnene Strukturen umkrempeln. In Gesprächen mit Landwirtinnen und Landwirten nehme ich einen immensen Druck wahr, auf einem gnadenlosen Markt zu bestehen. Tilman Jeremias weiter: Kirche und Landwirtschaft haben allerdings beide tiefe Wurzeln, die uns vor übereiltem Aktionismus und bloßem Reagieren schützen. Als Verbraucherinnen und Verbraucher haben wir zudem einen nicht zu unterschätzenden Einfluss: Wir können uns für die Qualität heimischer Produkte einsetzen und wir dürfen wieder lernen, Nahrungsmittel zu genießen und nicht nur zu konsumieren. Dafür war das Landeserntedankfest in Stralsund ein großartiges Beispiel, wo die Besucherinnen und Besucher die hervorragenden Köstlichkeiten unserer Landwirtschaft genießen konnten.

 


Bauernverbandspräsident: Hohe Qualität braucht gute Rahmenbedingungen
Der Präsident des Bauernverbands MV machte auf weitere Parallelen zwischen Kirche und Landwirtschaft aufmerksam: Immer mehr Menschen kennen sowohl die Kirche als auch die Landwirtschaft nur von Ferne. Wir haben damit beide die Aufgabe, unsere Arbeit und unsere Werte so zu vermitteln, dass es jeder verstehen und wertschätzen kann. Der Bauernpräsident sagte weiter: Landwirte produzieren seit Generationen im verantwortungsvollen Umgang mit natürlichen Ressourcen Lebensmittel für die Region und die Welt. Wir haben im Land einen Gunststandort – wir können mit unserem Weizen maßgeblich zur Ernährung der Welt beitragen und den Hunger bekämpfen. Er gab zu bedenken: Dafür brauchen wir jedoch von der Politik und den Landeigentümern Rahmenbedingungen, die auch künftig noch erlauben, dass wir unsere Kulturen in hoher Qualität anbauen und ernten. Unser täglich Brot ist keine Selbstverständlichkeit.

 


Sabine Firnhaber: Versorgung mit heimischen Lebensmitteln keine Selbstverständlichkeit
Landwirte sehen sich als Ernährer der heimischen Bevölkerung und der Welt, wie Sabine Firnhaber, Vizepräsidentin des Bauernverbandes MV ausführte. Weil die Supermarktregale stets voll sind, sieht die Bevölkerung die Ernährungssicherheit allerdings nicht als bestimmendes Thema. Wer von außen auf die Landwirtschaft schaut, legt den Schwerpunkt mehr auf Aspekte wie Umweltschutz und Tierwohl. Dennoch nimmt die Landwirtin aus dem Landkreis Parchim einen Wandel in den Köpfen wahr: Durch umfassende Öffentlichkeitsarbeit und Krisen wie Corona und den Ukraine-Krieg ist das Problem der sicheren Versorgung mit heimischen Lebensmitteln stärker präsent als noch vor ein paar Jahren, so Sabine Firnhaber. Auch die Stimmung in den Medien wandle sich – der Darstellung der Landwirtschaft als Sündenbock stünden immer öfter sachliche, authentische Stimmen von Landwirtinnen und Landwirten gegenüber.
Jan Menkhaus: Landwirtschaft und Kirche haben großes Potential, noch enger zusammenzuarbeiten
Dr. Jan Menkhaus, wissenschaftlicher Referent des kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt (KDA) im Bereich Landwirtschaft und Ernährung, sagte: Sowohl die Landwirtschaft als auch die Kirche prägen den ländlichen Raum. Beide stehen aber auch im kritischen Blick der Öffentlichkeit mit jeweils hohen Erwartungen, die schwer zu erfüllen sind. Die Herausforderungen der Zukunft werden sich gerade im Bereich Nachhaltigkeit nur gemeinsam lösen lassen. Ein gutes Beispiel dafür ist das kircheneigene Land, was an landwirtschaftliche Betriebe verpachtet wird. Landwirtschaft und Kirche haben hier großes Potential, noch enger und im Sinne der Nachhaltigkeit gemeinwohlorientiert zusammenzuarbeiten.
Zum Abschluss lobte Bauernpräsident Trunk die Qualität des Gesprächs: Die Begegnung Kirche und Landwirtschaft ist eine Tradition, die wir hochschätzen und gerne pflegen. Sie bietet uns jedes Jahr aufs Neue Gelegenheit zum engen Austausch. Hier können wir Schnittmengen finden, Konfliktpunkte wertschätzend diskutieren und gemeinsam die Früchte unserer Arbeit genießen.


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