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BRS-Fachtagung: Global handeln und regional denken – wie geht das?

von links: Georg Geuecke, Josef Volkwein, Stephanie Meiss, Markus Hübers, Rolf Michelberger, Stephan Schneider, Dr. Nora Hammer

Die diesjährige Fachtagung des BRS fand am 8. April 2025 in Ludwigsburg statt. Thema der diesjährigen Tagung waren die aktuellen Herausforderungen an die Landwirtschaft von heute. Entlang der Wertschöpfungskette gilt es, global zu denken, regional zu handeln und gleichzeitig das Vertrauen der Verbraucher in die von ihnen konsumierten Nahrungsmittel weiter zu stärken. Der BRS hatte hierzu drei namhafte Referenten eingeladen.


Stephanie Meiss

Die Tierschutzbeauftragte der EDEKA Südwest Fleisch in Rheinstetten, Stephanie Meiss, ist ein Bindeglied zwischen Lebensmitteleinzelhandel und Landwirtschaft. In ihrem Vortrag skizzierte sie die zukünftigen Anforderungen des Handels und der Verbraucher an Schweine- und Rindfleisch und sah das Unternehmen Edeka dabei in einem Spannungsfeld. Gegenüber den Landwirten möchte das Unternehmen ein verlässlicher Partner sein und eine garantierte Abnahme zu fairen Preisen gewährleisten. Die Wünsche und Anforderungen der Verbraucher, wie gute Qualität, Preiswürdigkeit, Transparenz sowie tiergerechte und regionale Tierhaltung in Einklang zu bringen, sind grundlegende Anliegen des Lebensmitteleinzelhandels. Gesetzliche Rahmenbedingungen, wie die Einführung der Haltungskennzeichnung, sind ebenfalls verpflichtend einzuhalten. EDEKA Süd-West Fleisch versteht sich dabei als Schnittstelle zwischen der grünen Seite und dem Handel bzw. dem Verbraucher. Um den vielfältigen Anforderungen gerecht zu werden, spielen Markenfleischprogramme und langfristige Partnerschaften eine wichtige Rolle.


Rolf Michelberger

Rolf Michelberger, Geschäftsführer der Ulmer Fleisch GmbH, sah in seinem Vortrag Regionalität als Chance, aber auch als Herausforderung für die Wertschöpfungskette. Die einzelnen Absatzsegmente haben unterschiedliche Potenziale und Anforderungen. Der Lebensmitteleinzelhandel und der Discount sind zunehmend gezwungen, ihre Rohware aus höheren Haltungsformen zu beziehen. Regionalität spielt hier aufgrund von begrenzten Bezugsmöglichkeiten und Chargengrößen eine untergeordnete Rolle. Herr Michelberger erwartet, dass die Politik in Zukunft die transparente Herkunft mit Tierwohl weiter fördert, aber gleichzeitig durch überzogene Anforderungen und Bürokratie erschwert. Er gibt zu bedenken, dass Regionalität und höhere Haltungsformen im LEH nur in einer geschlossenen Wertschöpfungskette mit auskömmlichen Erlösen für alle Beteiligten funktionieren. Für die Umsetzung höherer Haltungsformen benötigen Landwirte verlässliche politische Rahmenbedingungen sowie Preis- und Absatzsicherheit für Stallinvestitionen. Das Haltungskennzeichnungsgesetz steht dem eindeutig entgegen!


Markus Hübers

Markus Hübers, Landwirt und einziges deutsches Mitglied im Aufsichtsrat der Molkereigenossenschaft Arla, nahm den Beitrag der Milchwirtschaft zur Umsetzung der Klimatransformation unter die Lupe. Die Milchwirtschaft spielt eine entscheidende Rolle für die Welternährung. Bereits heute leiden rund 1 Milliarde Menschen weltweit unter Nährstoffmangel. Durch die wachsende Weltbevölkerung steigt der Eiweißbedarf um 36 Millionen Tonnen pro Jahr. Eine steigende Milchproduktion müsse im Sinne der Nachhaltigkeit mit geringen Emissionen und weiteren ökologischen Rahmenbedingungen einhergehen, so Hübers. Um diese globalen Anforderungen für die nationalen Betriebe umsetzbar und finanziell tragbar zu machen, arbeitet Arla eng mit den Landwirten zusammen. Die Bezahlung erfolgt nach der Umsetzung betriebsindividueller Nachhaltigkeitskriterien und wird in Form eines Punktesystems einzelbetrieblich erhoben. Dies führt zu einer Verringerung des durchschnittlichen CO2-Fußabdrucks. Zahlreiche Lebensmitteleinzelhandelskonzerne honorieren bereits diese Form der Wertschöpfung. Ziel von Arla ist es, die der Molkereigenossenschaft angeschlossenen landwirtschaftlichen Betriebe auf ein gleich hohes Nachhaltigkeitsniveau zu bringen und diese Leistung entsprechend zu honorieren.


Nach einer lebhaften Diskussion zwischen Podium und Auditorium bedankte sich der BRS-Vorsitzende Georg Geuecke bei den Referenten und Teilnehmern der Fachtagung und betonte abschließend die besondere Verantwortung des Lebensmitteleinzelhandels und der Verarbeitungsstufe angesichts der Herausforderungen an die Landwirtschaft von heute. Nur gemeinsam über alle Stufen der Wertschöpfungskette könnten die steigenden Anforderungen erfüllt werden. Bei der anschließenden Abendveranstaltung begrüßte der CDU-Bundestagsabgeordnete Steffen Bilger die Teilnehmer. Der Ludwigsburger ist in den aktuellen Koalitionsgesprächen Verhandlungsführer der CDU/CSU für das Themenfeld Ländliche Räume, Landwirtschaft, Ernährung und Umwelt. Er gab einen Ausblick auf die agrarpolitische Ausrichtung seiner Partei.


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